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Gesundheitsminister lobt die Trägervielfalt in der deutschen Krankenhauslandschaft

Gesundheitsminister lobt die Trägervielfalt in der deutschen Krankenhauslandschaft (KKVD).



Gesundheitsminister Jens Spahn hat bei einer Diskussion mit den katholischen Krankenhäusern und dem Deutschen Caritasverband (DCV) die Trägervielfalt in der deutschen Krankenhauslandschaft gelobt. Am 23. August 2021 hatten der kkvd und
der DCV Bundespolitiker:innen zu einer online übertragenen Veranstaltung über
die Krankenhauspolitik der Zukunft eingeladen.

„Ich habe in dieser Pandemie einmal mehr die Trägervielfalt schätzen gelernt“,
betonte der Minister in seinem Eingangs-Statement. Nach den Worten des
Ministers haben sich rein staatliche oder rein private Gesundheitssysteme in
anderen Ländern nicht als robust erwiesen.

Das Besondere herausarbeiten

Zur Trägervielfalt sagte Jens Spahn weiter: „Es tut der Krankenhauslandschaft
gut, auch das Besondere der katholischen Einrichtungen. Und ich kann nur dafür
werben, dass die unterschiedlichen Träger auch das Besondere herausarbeiten“.
Dazu gehörten Unterschiede im Alltag, in der Herangehensweise und Angebote, die
es zusätzlich gibt.

Gleichbehandlung für Kliniknetzwerke gefordert

Der Gesundheitsminister diskutierte im Anschluss mit Ansgar Veer,
kkvd-Vorstandsmitglied und Hauptgeschäftsführer der St. Bonifatius
Hospitalgesellschaft Lingen, über die Weiterentwicklung von Kliniknetzwerken.
Dazu sagte Veer: „Ich vermisse manchmal auch die Zusage, dass Krankenhäuser,
die sich in einer Netzwerkstruktur mehrerer kleiner Krankenhäuser
zusammenfinden, sich eine Aufgabenteilung auferlegt haben und zusammen eine
Schwerpunktversorgung bilden, in der Finanzierung so angesehen werden wie ein
Großversorgungs-Krankenhaus mit 800 oder 1.000 Betten an einem Standort“. Schon
heute arbeiteten 85 Prozent der katholischen Krankenhäuser in Verbünden,
erläuterte Ansgar Veer weiter.

Zum Konflikt um die Pflegepersonaluntergrenzen und die Pflegepersonal-Regelung
2.0 (PPR 2.0) sagte der Gesundheitsminister, es sei nicht sinnvoll eine
Übergangslösung durch eine andere zu ersetzen. Ein wissenschaftlich fundiertes
Instrument zur Personalbemessung soll 2025 einsetzbar sein. Bis dahin sollte
aus Sicht der Kliniken die PPR 2.0 als Interimslösung genutzt werden, da sie
das Personal am tatsächlichen Pflegebedarf der Patient:innen bemisst.

Seele, Geist und Körper berücksichtigen

Mit Blick auf das Besondere in katholischen Kliniken verwies Veer darauf, dass
das Wort „katholisch“ aus dem Griechischen übersetzt „allumfassend“ bedeutet.
„Das heißt, wir berücksichtigen nicht nur Fragen der somatischen Gesundheit,
sondern Seele und Geist und Körper. Dabei geht unsere Sorge nicht nur an
Patienten, sondern auch an Angehörige. Es geht darum, sich wohlzufühlen im
Krankenhaus soweit das geht.“

Leistungserbringer zur Gemeinwohlorientierung verpflichten

In der anschließenden Diskussion der Fach-Abgeordneten aus dem Bundestag mahnte
die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen Maria Klein-Schmeink: „Ich
glaube dieses ‚Weiter so‘ geht nicht. Wir haben so massive strukturelle
Problem, dass wir sie auch strukturell angehen müssen und das wissen wir
eigentlich auch schon seit über einem Jahrzehnt“. Sie sprach sich daher für
eine grundlegende Reform aus, die die öffentliche Daseinsvorsorge in den Fokus
rückt und im Rahmen der Trägervielfalt alle Leistungserbringer zur
Gemeinwohlorientierung verpflichtet. Für die Krankenhausplanung forderte die
Abgeordnete bundesgesetzliche Grundsatzvorgaben.

Ausufernde Regelungswut führt zu Problemen

Der stellvertretende kkvd-Vorsitzende Ingo Morell äußerte sich skeptisch zu
Vorgaben vom Bund: „Je mehr wir von der Bundesebene detaillierte Vorgaben
bekommen, je weniger können wir vor Ort wirklich flexibel reagieren“. Er
kritisierte zudem eine ausufernde Regelungswut bis ins Kleinste, die in der
Praxis zu Problemen führe. Dazu gehören laut Morell auch statische
Personalvorgaben, die die Realität im Arbeitsalltag nicht abbilden.

Zuwendungsmedizin hat gelitten

„Gesundheit wird nicht mehr nur als Kostenfaktor wahrgenommen“ so formulierte
Andrew Ullmann, Obmann der FDP-Fraktion im Gesundheitsausschuss, eine Lehre aus
der Pandemie. Mit Blick auf längere Entwicklungen kritisierte er, dass die
Zuwendungsmedizin gelitten habe: „Wir sind keine Reparaturanstalten, egal wo
die Krankenhäuser verortet sind. Es sind Orte, wo Menschen krank sind und
Zuwendung sowie seelischen Beistand brauchen.“ Schließlich mahnte der
Abgeordnete, das Gesundheitswesen können nicht länger im Silo-Denken zwischen
dem ambulanten und stationären Sektor verharren.

Schulterklopfen reicht nicht

Zum Einstieg hatten DCV-Präsident Dr. Peter Neher und der kkvd-Vorsitzende Theo
Paul in das Thema der Veranstaltung eingeführt. Neher forderte, bei der
Krankenhausfinanzierung die Vorhaltekosten für Personal und Infrastruktur zu
berücksichtigen, um langfristig eine flächendeckende Versorgung zu sichern.
Theo Paul sagte mit Blick auf die Arbeitsbedingungen in der Pflege, es dürfe
nicht nur Schulterklopfen und Empfehlungen geben. Verbesserungen müssten
nachhaltig im Alltag der Pflegekräfte ankommen.

Die Veranstaltung wurde von Eva M. Welskop-Deffaa, Vorständin Sozialpolitik des
DCV, und der kkvd-Geschäftsführerin Bernadette Rümmelin moderiert.

Quelle: KKVD, 06.09.2021

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