HKG unterstützt DKG-Reformalternative /> Landeskrankenhausgesellschaft plädiert für bundesweite Reform nach niedersächsischem Vorbild />

Hamburgische Krankenhausgesellschaft zur Auswirkungsanalyse der Krankenhausreform mydrg.de





groups

Hamburgische Krankenhausgesellschaft zur Auswirkungsanalyse der Krankenhausreform

Hamburgische Krankenhausgesellschaft sieht erheblichen Nachbesserungsbedarf bei der Krankenhausreform (Hamburgische Krankenhausgesellschaft).



Hamburg, 13. Februar 2023 – Am 6. Dezember 2023 hat Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach die Eckpunkte der geplanten Krankenhausreform der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Reformvorschläge wurden von einer wissenschaftlich besetzten Regierungskommission im Auftrag des Bundesministeriums
für Gesundheit erarbeitet. Experten aus der Praxis wurden in die Konzeptentwicklung nicht eingebunden. Der Reformvorschlag sieht eine Einteilung der Krankenhäuser in ein Stufenkonzept (Level) sowie neu zu
entwickelnde Leistungsgruppen vor. Ziel ist es, die knappen personellen
Ressourcen besser zu verteilen und spezialisierte Medizin noch stärker zu
zentralisieren. Außerdem soll eine Vorhaltefinanzierung eingeführt werden. Der
theoriegeleitete Vorschlag der Regierungskommission lässt offen, was eine
Umsetzung für die Krankenhausversorgung in der Praxis konkret bedeuten würde,
da weder die Regierungskommission noch das Bundesministerium für Gesundheit
eine Auswirkungsanalyse der Reformvorschläge vorgelegt haben.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft hat daher eine datengestützte
Auswirkungsanalyse bei dem von Prof. Boris Augurzky geleiteten Institute für
Health Care Business und der Firma Vebeto in Auftrag gegeben. Prof. Augurzky
ist selbst Mitglied der Regierungskommission. Die Ergebnisse liegen nun vor.
Die Analyse zeigt ein mögliches Szenario einer Umsetzung der
Reformempfehlungen. Zu verschiedenen Parametern mussten aufgrund fehlender
Definitionen im Konzept Annahmen getroffen werden. Danach würde ein gutes
Viertel der Hamburger Krankenhäuser die beiden höchsten Level II und III
erreichen, ein weiteres Viertel wäre dem Level In zuzuordnen. Für knapp die
Hälfte der Hamburger Krankenhäuser, die teilweise als Fachkliniken
hochspezialisierte Medizin erbringen, ist die Perspektive unklar. Für Hamburg
lassen die aggregierten Ergebnisse daher bereits erheblichen
Nachbesserungsbedarf erkennen.

Joachim Gemmel, 1. Vorsitzender der Hamburgischen Krankenhausgesellschaft: „Die
Auswirkungsanalyse zeigt deutlich, dass komplett an der Praxis vorbei gedacht
wurde und noch dringend nachgearbeitet werden muss. Bundesweite Vorgaben auf
alle Krankenhäuser gleichermaßen anzuwenden, würde gewachsene Strukturen
zerstören und viele Krankenhäuser in Gefahr bringen, die für die Versorgung
notwendig sind und gute Qualität erbringen.“

Die Reformkommission schlägt eine Verknüpfung von Leveln mit Leistungsgruppen
vor, so dass bestimmte Leistungen zukünftig nur noch in Krankenhäusern
definierter Level erbracht werden dürften. In Hamburg kommt die
Krankenhausplanung bislang ohne Versorgungsstufen/ Level oder Leistungsgruppen
aus. Geplant wird in Anlehnung an die ärztliche Weiterbildung nach Fach- und
Teilgebieten. Daher überzeugt dieser komplexe Vorschlag der
Regierungskommission die Hamburger Krankenhäuser nicht.

Gemmel weiter: „Die Einstufung in Level benötigen wir in Hamburg nicht. Eine
zusätzliche Verknüpfung von Versorgungsstufen/ Level mit Leistungsgruppen
lehnen wir ab, da hierdurch keine bessere Qualität, wohl aber Versorgungslücken
zu erwarten sind und sinnvolle Strukturen zerstört werden. Die zukünftigen
Leistungsgruppen müssen den einzelnen Krankenhäusern unabhängig von Stufen oder
Leveln vom Land nach den regionalen Erfordernissen planerisch zugewiesen
werden.“

Die Leistungsgruppen, wie sie derzeit erstmals in Nordrhein-Westfalen
eingeführt werden, haben ihren Praxistest noch nicht bestanden. Daher muss
dieses Planungsinstrument erst noch mit der notwendigen Erprobungsphase bis zur
Reife entwickelt werden.

Die Hamburgische Krankenhausgesellschaft unterstützt das Konzept der Deutschen
Krankenhausgesellschaft, das sich für eine gestufte Versorgung ausspricht, die
an dem bereits eingeführten Konzept der Notfallstufen anknüpft und die
Forderung nach einer soliden Finanzierung der anstehenden Reform.

Verschiedene Vorgaben der Reformempfehlung lösen in Hamburg als Metropole
besondere Probleme aus. So ist die Versorgung in Hamburg bereits
hochspezialisiert, das Einzugsgebiet der Hamburger Krankenhäuser reicht weit
über die Stadtgrenzen hinaus. 34 % der Krankenhauspatienten und -patientinnen
kommen aus dem Umland und von weiter her. Dies muss in einer Krankenhausreform
entsprechend berücksichtigt werden, um die Versorgung nicht zu gefährden. Die
Krankenhausreform zielt jedoch in vielen Punkten eher auf die Situation in
ländlichen Regionen ab.

Würden die Vorschläge zur Krankenhausreform so in Kraft treten, wie sie heute
auf dem Tisch liegen, käme es zu erheblichen Veränderungen in der
Krankenhauslandschaft. Beispielsweise dürfte Geburtshilfe nur noch an
Krankenhäusern der höchsten beiden Level durchgeführt werden, sofern diese
Krankenhäuser zusätzlich über eine Stroke Unit verfügen. Vier von elf
Krankenhäusern, die heute Geburtshilfe auf hohem Niveau betreiben, dürften
diesen Leistungsbereich in Hamburg künftig nicht mehr anbieten. Jede fünfte
Frau müsste sich eine neue Geburtsklinik suchen. Ähnliche Effekte würden sich
in der neurologischen Versorgung (24 % der Patientinnen und Patienten), der
interventionellen Kardiologie (30 % der Patientinnen und Patienten) und der
Urologie (23 % der Patientinnen und Patienten) ergeben.

„Die Krankenhausreform kann nur unter Einbindung der Experten aus der Praxis
erfolgreich werden“, so Gemmel weiter „in Hamburg sind die Voraussetzungen gut,
um unsere Expertise in den Reformprozess einzubringen. Wir arbeiten mit der
Sozialbehörde gut zusammen und tauschen uns regelmäßig aus. Unter diesen
Bedingungen können notwendige Änderungen konkretisiert und mit der Praxis
diskutiert werden. Wir bieten dem Senat gern an, bei der Erarbeitung
notwendiger Änderungen zu unterstützen, damit die Reform im Ergebnis noch eine
gute für Hamburg werden kann.“

Die Hamburgische Krankenhausgesellschaft veröffentlichte vor wenigen Tagen ihre
Forderungen 2023 (Anlage), die beschreiben, wie eine Krankenhausreform
erfolgreich werden kann.

Quelle: Hamburgische Krankenhausgesellschaft, 13.02.2023

« HKG unterstützt DKG-Reformalternative | Hamburgische Krankenhausgesellschaft zur Auswirkungsanalyse der Krankenhausreform | Landeskrankenhausgesellschaft plädiert für bundesweite Reform nach niedersächsischem Vorbild »

Anzeige: ID GmbH
Anzeige